Virtueller Rundgang durch die ehemalige Synagoge Niederzissen
Mai 2020
Die Digitalisierung hat in viele Bereiche unseres Lebens Einzug erhalten und baut Barrieren ab. Die Kultur und das kulturelle Erbe sind beim Themenfeld Digitalisierung im ländlichen Raum allerdings noch eher unterrepräsentiert. Ein Projekt, das genau diese Themen zum Ziel hat, wurde in Niederzissen, einem kleinen Ort in der Eifel mit 2.700 Einwohnern, ins Leben gerufen.
Welcher kulturelle Schatz in Niederzissen liegt, war vielen Bürgerinnen und Bürgern nicht bewusst. Im Zuge der Dorferneuerung diskutierten sie 2007 darüber, was mit der ehemaligen Synagoge, die in den letzten Jahren als Schmiede genutzt wurde, geschehen soll. Nach breiten und teilweise emotional geführten öffentlichen Debatten kaufte die Ortsgemeinde das Gebäude 2009 an. Seither engagieren sich die Bürgerinnen und Bürger in Niederzissen für den Erhalt der ehemaligen Synagoge. Was zunächst mit einfachen Sanierungs- und Instandsetzungsmaßnahmen begann, mündete 2012 in einen Verein. Heute ist das historische Gebäude vollständig modernisiert und zu einem kleinen Museum und Veranstaltungsort geworden. Für den Verein war der nächste Schritt ganz klar: Der kulturelle Schatz soll für alle Menschen zugänglich gemacht werden. So entstand ein virtueller Rundgang.
Dieser virtuelle Rundgang gewährt Einblicke in das einst blühende jüdische Leben in der Region. Einzelne Kapitel führen durch die bewegte Geschichte des Hauses, die anhand einzigartiger Fundstücke eindrücklich beschrieben wird. Dabei wird die Bedeutung der Synagogengemeinde Niederzissen in Hinblick auf das religiöse, wirtschaftliche und alltägliche Leben dargestellt. Eine einmalige Sammlung ritueller Gegenstände, Geschäftsbriefe und Fotos, in der Fachsprache Genisa genannt, liegt der Darstellung zugrunde.
Die Genisafunde in der ehemaligen Synagoge sind bundesweit einmalig und dementsprechend attraktiv für Wissenschaftler und Forschungseinrichtungen. Die Zahlen, Daten und Fakten zur Geschichte und Kultur der jüdischen Gemeinden und der Landjuden im Allgemeinen wurden inzwischen in drei Büchern wissenschaftlich fundiert dokumentiert. Sie sind von hohem Interesse: sowohl für die Einwohner, Schülerinnen und Schüler als auch für die zahlreichen Angehörigen und Nachfahren der großen ehemaligen jüdischen Gemeinde Niederzissen, die inzwischen in zahlreichen Staaten der Welt beheimatet sind. Diese unterschiedlichen Zielgruppen sind gemeinsam und zugleich differenziert nur über ein barrierefreies und jederzeit „weltweit“ leicht erreichbares und attraktives Internetangebot zu bedienen.
Im Rahmen des LEADER-Regionalmanagements hat Sweco den Förderverein bei der Antragstellung begleitet, sodass das Projekt von der EU und dem Land Rheinland-Pfalz mit insgesamt 75 % bezuschusst werden konnte.
Machen Sie den virtuellen Rundgang unter:
https://www.ehem-synagoge-niederzissen.com/rundgang